Nachdem davor fast ein Jahr zwischen meinen letzten beiden Turnieren gelegen hatte, waren es dieses Mal nur wenige Wochen. Fast genau einen Monat nach dem Ende des Turniers in München (6.6.) begann am 7.7 das Obermain-Open in Burgkunstadt, im Hotel Drei Kronen.
Dieses kleine, aber gut organisierte Turnier mit fünf Runden an drei Tagen, nicht weit weg von daheim, fand nach drei Jahren coronabedingter Pause erstmals wieder statt. Ich hatte dort bereits vor über einem Jahrzehnt zweimal mitgespielt, damals war ich eher im hinteren Teil der Setzliste zu finden und spielte mit dem Anspruch mit, überhaupt den einen oder anderen Punkt zu holen. Das hat sich natürlich mittlerweile etwas geändert und im Jahr 2023 hoffte ich als Setzlistendritter darauf, zu gewinnen oder zumindest unter die ersten Drei zu kommen. Leider ging dieser Plan nicht ganz auf.
In der ersten Runde am Freitagabend traf ich mit Weiß auf Alfred Wolf (DWZ 1582). Der erhoffte schnelle Sieg als deutlicher Favorit blieb jedoch aus und letztlich musste ich einiges Risiko in einem ausgeglichenen Endspiel eingehen, um einen Fehler zu erzwingen und die Partie nach langem Kampf doch noch zu gewinnen. Immerhin wurde ich gerade noch rechtzeitig fertig, um nach einem Sprint über 750 Meter zum Bahnhof noch den vorletzten Zug nach Hause zu erwischen.
Am nächsten Morgen spielte ich mit Schwarz gegen Franz Geisensetter (DWZ 1815). Eigentlich lief diese Partie wesentlich besser als der Kampf am Vorabend, ich konnte meinen Gegner langsam positionell überspielen und gelangte schließlich in einen gewonnenes Schwerfigurenendspiel mit einem Mehrbauern. Leider unterlief mir dabei eine Unkonzentriertheit, nach der die Stellung nicht mehr zu gewinnen war, und so musste ich nach gut 60 Zügen in ein Remis einwilligen.
Somit stand ich in der Nachmittagspartie bereits etwas unter Druck, denn ein fünfrundiges Turnier lässt natürlich wenig Spielraum für Ausrutscher, wenn man vorne mitspielen will. Allerdings spielte ich in der dritten Runde dann mit Weiß meine schwächste Partie des Turniers. Mein Vereinskollege Martin Walgenbach (DWZ 1697) überraschte mich mit einer seltenen Nebenvariante im Sizilianer, die mich trotz meiner ohnehin schon kaum vorhandenen Theoriekenntnisse aufs Glatteis führte. Es entstand schnell ein für mich etwas schlechteres Endspiel, in dem ich mich nach nur 27 Zügen auf ein weiteres Remis einlassen musste. Einziger Vorteil: Die Partie war schnell fertig, es blieb deutlich mehr Zeit nachmittags und abends als am Vortag und somit war meine Laune trotz lediglich 2/3 Punkten beim Feierabendbier relativ gut.
In Runde 4 gelang mir am Sonntagmorgen mit den schwarzen Steinen gegen Kilian Ebel (DWZ 1509) dann endlich wieder ein Sieg und erstmals konnte ich bei einer relativ ungefährdeten Partie in der Grünfeld-Indischen-Verteidigung meiner Favoritenrolle so wirklich gerecht werden.
Am Nachmittag spielte ich dann zum Abschluss des Turniers gegen Christoph Sesselmann (DWZ 2091), einen der beiden vor mir gesetzten Spieler. Um noch eine Chance auf eine Podiumsplatzierung zu haben, musste hier ein weiterer Sieg her. Dieser gelang mir dann auch überraschend schnell, mein Gegner griff relativ früh fehl und mein Königsangriff führte zu einem raschen Sieg.
Anschließend hieß es abwarten, ob mir vier Punkte aus fünf Partien nun zumindest für den dritten Platz reichen würden, rechnerisch war alles zwischen Platz 2 und 5 drin. Nach einiger Zeit zeichnete sich ab, dass meine Abschlussplatzierung von der Feinwertung abhängen würde. Leider zog ich dabei den Kürzeren. Am Ende lagen vier Spieler mit vier Punkten aus fünf Partien an der Spitze des Feldes und die schlechtere Sonneborn-Berger-Wertung gegenüber dem Dritten sorgte dafür, dass ich das angepeilte Podium verpasste.
Fazit: Letztlich kostete mich der schwache Samstag mit zwei Remisen eine bessere Platzierung. Dennoch kann ich mit dem Turnier einigermaßen zufrieden sein. Am Ende steht bei einem nicht Elo-gewerteten Turnier ein DWZ-Plus von 8 Punkten (neue DWZ: 2072). Zwar spielte ich nicht so souverän wie erhofft, aber zumindest lief es in der ungewohnten Rolle als Mitfavorit auch nicht wirklich schlecht. Und wenn es zeitlicb passt, läuft vielleicht nächstes Jahr der zweite Versuch, das Turnier zu gewinnen, besser
Einige Stellungen aus den Partien folgen irgendwann im Laufe des Sommers noch!