Wann habe ich wohl das letzte Mal zwei Turniere in einem Monat gespielt? Es muss eine ganze Weile her sein. Nur zweieinhalb Wochen nach dem Ende des Obermain-Opens spielte ich vom 26.7. bis zum 30.7. das 5. Bamberg-Open. Bei der fünften Austragung des Turniers war ich zum vierten Mal dabei, nur im Vorjahr hatte ich aufgrund von Terminkollisionen mit der Klausurenphase leider passen müssen, ansonsten bin ich beim heimatnächsten größeren Turnier (und neuerdings ja auch dem Turnier meines Vereins) selbstverständlich dabei. In diesem Jahr passte es terminlich gerade so, nur einen Tag vor Turnierbeginn hatte ich noch eine Geographie-Klausur (die gut lief). Zum zweiten Mal fand das Turnier in der Brose-Arena statt. Das ganze Turnier über herrschte quasi ideales „Schachspielwetter“, d.h. 20 Grad und Regen, wo man eh drinnen am besten aufgehoben ist.
In Runde 1 spielte ich am Mittwochabend mit Weiß gegen Jakob Steffen (Elo 1809). Nachdem das in München schon mal ganz funktioniert hatte, entschloss ich mich im Sizilianer erneut für 2. Sc3. Dieses Mal klappte das allerdings nicht ganz so gut und es entstand eine ziemlich zugefahrene Stellung mit wenigen sinnvollen Optionen, um auf Sieg zu spielen. Ich entschloss mich daher zu einem Bauernopfer, um Zeit für einen Angriff am Königsflügel zu gewinnen. Mein Gegner fand nicht die richtige Verteidigung und musste nach wenigen Zügen die Segel streichen.
Die zweite Runde am nächsten Morgen bescherte mir mit FM Roger Derichs (Elo 2286) einen neuen Gegner. Die Partie findet man auch zum Nachspielen bei chess-results. Mein Gegner stellte mich mit 5. h3 in der Grünfeld-Indischen Verteidigung vor keine größeren Eröffnungsschwierigkeiten und dank eines etwas ungenauen Aufbaus meines Gegners gelangte ich in eine recht angenehme Stellung. In einem Endspiel mit Dame und drei Leichtfiguren stand ich zwischenzeitlich wohl deutlich besser, verspielte meinen Vorteil aber und einigte mich im 32. Zug auf Remis.
Am Nachmittag traf ich in der dritten Runde mit Weiß auf FM Claus Pitschka (Elo 2144). Der Partieverlauf ähnelte der Vormittagspartie ziemlich. In einer wenig ambitionierten Variante der Aljechin-Verteidigung erreichte ich eine deutlich bessere und sehr angenehmen Stellung, in der ich erneut deutlich zu wenig herausholen konnte. Nachdem ich meinen Vorteil verspielt hatte und das schwarze Gegenspiel zunehmend vielversprechend wirkte, einigte ich mich im 20. Zug auf ein frühes Remis.
Am Freitag folgte vor der vierten Runde am Nachmittag erst noch das Blitzturnier am Mittag. Bereits beim Blitzen zeichnete sich ab, dass das nicht mein Tag sein sollte, ich spielte einige wirklich katastrophale Partien und landete irgendwo im Mittelfeld. Allerdings bin ich auch wirklich kein großer Fan vom 3+2-Modus. Die Ergebnisse finden sich bei chess-results. Das Turnier zog sich recht lange hin und die vierte Runde musste um eine halbe Stunde nach hinten verschoben werden.
Ich spielte mit Schwarz gegen Alexander Honisch (Elo 2040). Die Partie lässt sich relativ kurz zusammenfassen, mein neun Jahre jüngerer Gegner spielte mich nach mehreren schlechten Entscheidungen meinerseits an die Wand und ich war chancenlos. Immerhin war es eine eindeutige und verdiente Niederlage.
Aufgrund meiner Niederlage am Freitag war ich am Samstagmorgen in Runde 5 erstmals nach der Auftaktpartie wieder Favorit und spielte mit Weiß gegen Neşe Pinar Albayrak (Elo 1852), amtierende Bayerische Vizemeisterin in der Altersklasse U18w und Vierte bei der DEM in der U18w. Gefühlt kommt in jeder zweiten Partie, die ich gegen Frauen spiele, Italienisch mit 3… Sf6 aufs Brett, und so war es auch hier mal wieder. Es mag ein statistischer Zufall sein, da die Wahl der Eröffnung doch eigentlich recht geschlechtsunabhängig sein sollte, ansonsten begegne ich dieser Variante in der Turnierpraxis aber eher selten und irgendwie erscheint es mir auffällig. Aber zurück zur Partie: Die Preußische Partie mit 5… Sa5 ist nicht ohne Grund eine meiner Lieblingsvarianten mit Weiß. Ich konnte das Gegenspiel für den Mehrbauern recht schnell abschütteln und relativ ungefährdet gewinnen.
In der sechsten Runde am Nachmittag spielte ich mit den schwarzen Steinen gegen Moritz Monninger (Elo 2170). Etwas beeinflusst durch die desaströse und passive Schwarzniederlage in Runde 4 entschied ich mich für einen sehr zweischneidigen Aufbau mit entgegengesetzten Rochaden. Leider hatte ich hier im Gegensatz zu Partie 4 dann doch eindeutig „überkorrigiert“ und meine zu aggressive Suche nach aktiven Spiel zwang mich aufgrund meiner schlechten Königsstellung zu einem Damentausch und in ein deutlich besseres Endspiel. In diesem konnte ich mich aber gut verteidigen und die Partie in den Remishafen retten.
Am Sonntagmorgen traf ich in der siebten und letzten Runde auf Oliver Röhr (Elo 2139) und damit auf den dritten jüngeren Gegner (geboren 2005, was mich immer noch an ein deutlich jüngeres Alter als 17/18 denken lässt, daran werde ich mich wohl nie gewöhnen…) Problematischer als das Alter meines Gegners war allerdings das Halskratzen, dass sich bereits in der Nacht gemeldet hatte und bis zu Partiebeginn eher schlimmer geworden war. Daher bot ich mit Weiß im 13. Zug Remis an, was mein Gegner jedoch ausschlug. Ich weiß nicht genau, ob es am Remisangebot lag, aber anschließend unterliefen ihm mehrere Fehler, die mich nach wenigen Zügen in ein gewonnenes Endspiel führten. Dort fand ich allerdings nicht den richtigen Weg zum Gewinn und musste mich dann letztlich doch auf ein Unentschieden einlassen. Ich gehe davon aus, dass ich diese Partie ohne einsetzende Erkältung gewonnen hätte, auch wenn das Turmendspiel nicht ganz unkompliziert war.
Insgesamt lief das Turnier trotz einer etwas unbefriedigenden letzten Partie aber ganz gut. Wie bereits bei den beiden vorigen Turnieren eine 2100er-Performance, womit ich nach meiner längeren Turnierpause ganz zufrieden bin, auch wenn langfristig bessere Ergebnisse hersollten. Ratingveränderung: DWZ +14 auf 2086 (meine bislang zweithöchste DWZ) und voraussichtlich Elo +10 auf 2076 (falls das Turnier irgendwann doch mal noch in der FIDE-Datenbank auftaucht, ist dort bisher nicht zu finden). Nach dem Turnier lag ich dann allerdings erstmal eine Woche krank im Bett, mal wieder eine typische Post-Schachturnier-Erkältung, und mein Körper schaltet gerne mal ab, wenn einige anstrengende Tage hinter mir lagen (in dem Fall nicht einfach nur fünf Tage Schach, sondern davor diverse Klausuren und die zugehörige Lernphase davor).
Ich weiß noch nicht genau, wo ich mein nächstes Turnier spielen werden, idealerweise aber noch diesen Sommer/Herbst, je nach dem, wie es sich zeitlich ausgeht. Zum Abschluss noch eine Übersicht meiner Ergebnisse, auch auf chess-results zu finden.